Qualitativ-längsschnittliche Interviewstudie

„Digital(es) Studieren aus der Perspektive von Studierenden. Eine qualitativ-längsschnittliche Interviewstudie“
Abbildung zeigt einen grauen Kasten in dem oben Studium und unten Praxisphase steht. Darin befinden sich zwei weitere Kästen, Mediatisierte Praktiken und Professionalisierungsmuster. In der Mitte sind zwei Kreise, im einen befinden sich zwei Personen die zur hälfte einen Mann und zur anderen Hälfte eine Frau abbilden mit dem Wort Erfahrungen. In dem anderen Kreis ist eine dieser Personen mit den Wörtern Studienverläufe und Studierbarkeit

Projektteam: Ellen Flohr, Caroline Hamsch, Prof. Dr. Marc Schulz

Das Projekt „Digitalisierung ‚On-the-Fly‘ zum Curriculum 4.0 im BA Kindheitspädagogik und Familienbildung“ beschäftigt sich unter anderem mit dem Wandel digitaler Lehre und der Digitalität des Studierens. Es hat zum Ziel, „on-the-fly“ Methoden und Wege zu er- und vermitteln, wie digitales Lehren und Lernen im Studiengang möglich werden. In diesem Kontext fokussiert das Teilprojekt „Digital(es) Studieren aus der Perspektive von Studierenden. Eine qualitativ-längsschnittliche Interviewstudie“ die Studienverläufe, die Studierbarkeit sowie die Erfahrungen von Studierenden, indem es in leitfadengestützen Interviews über die Projektlaufzeit hinweg regelmäßig Erzählungen von Studierenden über den Forschungsgegenstand erhebt und qualitativ auswertet. Hierbei wird scharfgestellt auf die Professionalisierungsmuster während der Praxisphasen sowie auf mediatisierten Praktiken während des Studierens, verstanden als „Momente der Herstellung […] spezifischer Logiken in einem Arbeitsfeld unter Mediatisierungsbedingungen“ (Kutscher & Seelmeyer 2017, S. 238).

Quellen

Kutscher, Nadja & Seelmeyer, Uwe (2017): Mediatisierte Praktiken in der Sozialen Arbeit. Empirische Zugänge zu institutionellen Arrangements zwischen Subjekt und digitalen Medien. In: Dagmar Hoffmann, Friedrich Krotz & Wolfgang Reißmann (Hrsg.): Mediatisierung und Mediensozialisation. Prozesse – Räume – Praktiken (S. 229-244). Wiesbaden: Springer VS.

Handlungsfeld Systeme, Gesellschaft

Im Handlungsfeld Systeme, Gesellschaft wird Digitalisierung als gesellschaftliche Transformation, bzw. als Narrativ einer solchen im Sinne einer Modernisierungserzählung aufgefasst. Die Absolvent*innen des Studiengangs müssen auf dieser schwerpunktmäßig sozio-logischen Ebene Diskurse analysieren können, die ganz wesentlich die Perspektiven der anderen Handlungsfelder konditionieren und limitieren, wenn nicht sogar determinieren. Würde man, um nur ein Beispiel zu nennen, die Frage nach dem Risiko von Digitalisierung in den ersten beiden Handlungsfeldern allein psychologisch, sozial-medizinisch und pädagogisch beantworten, würde man nicht sehen, wie das historisch auftauchende Risikodispositiv die Möglichkeiten des Denkbaren asymmetrisiert. Auch durch empirische Forschung trägt dieses Handlungsfeld dazu bei, die gesellschaftlichen Bedingungen medienpädagogischer Auseinandersetzungen aufzuhellen.

Stand des Curriculums: Die hier skizzierten Fragen und die bei deren Bearbeitung adressierten Kompetenzbereiche scheinen im Studiengang sehr gut (in verschiedenen Modulen, mit verschiedenen Zugängen) verortet zu sein – ganz im Sinne der Strategischen Leitlinien der TH Köln, die in ihren Studiengängen die „kritische Auseinandersetzung mit Digitalisierung und Vernetzung“ anstrebt (Strategische Leitlinien, S.11). Allerdings wird die erhebliche Expertise an der Fakultät nur sporadisch und sozusagen personell-zufällig im Studiengang genutzt. Es ist daher nicht gewährleistet, dass die vorhandenen modernisierungs- und transformationstheoretischen Perspektiven mit den spezielleren, auch interdisziplinären Expertisen zu Digitalität, Digitalisierung und Medienpädagogik, die von schwerpunktmäßig in anderen Studiengängen der Fakultät Lehrenden getragen werden, hinreichend verknüpft sind und an den aktuellen Fachdiskurs angebunden bleiben. Insbesondere der big data Diskurs wird noch nicht interdisziplinär (ethisch, soziologisch, politikwissenschaftlich, kultur- theoretisch, technik-philosophisch, semiotisch) fakultätsintern geführt, obgleich die entsprechenden Expertisen isoliert vorhanden sind.

Handlungsfeld Organisation, Institution, Sozialraum

Der administrative, organisatorische Bereich von Kindertagesstätten ist im Vergleich zur pädagogischen Arbeit schon weitgehend mit Digitalisierungsprozessen befasst (vgl. Friedrichs-Liesenkötter 2020). In diesem Handlungsfeld stellen sich für, bzw. an die Studierenden Kompetenzfragen in der Mediennutzung, vor allem aber auch ethische und rechtliche Fragen. In der Lehre und der Admnistration ist aufgefallen, dass sowohl die digitale Organisation des eigenen Studiums als auch die Nutzung und Gestaltung digitaler Medien in Lehrveranstaltungen einen großen Teil der Studierenden vor Herausforderungen stellt. Die Institution Hochschule und die Organisationseinheiten Studiengang, Modul und Lehrveranstaltung sind als solche „Lernräume“ für die organisations- und institutions-bezogenen Kompetenzen.

Bestehende Lehr-Lern-Konzepte sollen durch digitale Tools und digitale Lehrinhalte ergänzet werden. Die ausgewählten Tools müssen dabei zum zugrundeliegenden Lehr-Lern- Konzept passen. Je besser und gezielter der Einsatz digitaler Tools erfolgt, desto mehr trägt dieser zu einem runden Gesamtlehrkonzept bei und wird gleichzeitig der zunehmenden Digitalisierung der Gesellschaft gerecht. Daher liegt hier der Fokus auf Einsatzszenarien digitaler Medien.

Um das Studium flexibler, individueller und damit auch inklusiver gestalten zu können, sollen für ausgewählte Module, unterstützt durch die E-Coaches und gemeinsam mit Studierenden sowie Lehrenden, blended Learning Lehrveranstaltungen entwickelt werden.

Handlungsfeld Kulturen, Lebenswelten

Im Handlungsfeld Kulturen, Lebenswelten richtet sich der Blick auf Kinder und Familien in ihren informellen und alltäglichen Kontexten und ihre subjektiven Aneignungsweisen durch symbolische Praktiken und Medien. Mit Medien sind hier in einem abstrakten Sinne sämtliche Dimensionen gemeint, in denen Bildungsprozesse stattfinden können. Diese werden im Studiengang „Bildungszugänge“ genannt und in einem Modul verortet, wozu auch der Bildungszugang Medien zählt, bei dem digitale Medien in ihrer Eigenart als Selbst- und Weltzugänge und mit ihrem Potential für entsprechende Bildungsprozesse im Mittelpunkt stehen. In diesem Handlungsfeld muss die Bedeutung digitaler Medien für Kinder und Familien auch auf der Basis eigener Medienkunde und reflektierter Mediennutzung analysiert werden, um daraus kritisch- differenzierende und vor allem kreativ- gestaltende pädagogische und didaktische Handlungsoptionen begründet ableiten zu können.

Stand des Curriculums: Im Modul „Bildungszugänge“ werden die gestaltenden, kreativen, künstlerischen Potentiale digitaler Medien bislang in einem Wahlpflichtseminar fokussiert. Anders als bspw. die Bildungszugänge Musik und Literatur/Sprache, die vom Lehrenden-kollegium authentisch als kulturelle Ausdrucksformen vorgeführt und erlebbar gemacht werden können, sind digitale Medien, z.B. in der Form von Medienkunst, nicht in dieser Weise präsent, geschweige denn etabliert. Die Öffnung spielerischer, experimenteller, forschender und ästhetischer Zugänge zu digitalen Medien für Kinder, Familien und Erwachsene kann allerdings nur auf der Grundlage eigener entsprechender Selbsterfahrungen der Absolvent*innen gelingen. In diesem Sinne könnten digitale Medien auch übergreifend in weiteren Bildungszugängen wirksam werden.

Handlungsfeld Bildung, Erziehung, Betreuung

Im Handlungsfeld Bildung, Erziehung, Betreuung verstehen die Studierenden ihr Verhältnis zum Kind und zu Eltern/Erwachsenen als pädagogisch, ihr Handeln als didaktisch und ihre Rolle als professionell. Digitalisierung stellt insbesondere in der Elternarbeit und der Familienbildung ein vergleichsweise neues und virulentes Erziehungsthema dar, das von Pädagog*innen eine fachliche Einschätzung verlangt (vgl. Eggert 2020, 586).

In den Bereichen der Medienerziehung und der Medienbildung gibt es in der Praxis erhebliche Bedarfe sowohl an Wissensbeständen (Struktur-, Funktions- und Orientierungswissen vgl. Schorb 2009; vgl. Siller; Tillmann; Zorn 2019, 327f) als auch an an praxiserprobten Konzepten und ent sprechender Weiterbildung.

Stand des Curriculums: Der Studiengang kann aktuell keine optimale Qualifizierung der Studierenden in diesen Bereichen leisten, da die (z.T. sogar im eigenen Kollegium vorhandenen) methodischen Ansätze und die in der Literatur beschriebenen Modelle bislang nicht didaktisch und bildungstheoretisch angeeignet werden konnten. Ausgehend vom „Primat der Didaktik i.e.S im Verhältnis zur Methodik“ (Klafki 1963, 23) können Methoden und Praxisimpulse nicht wie neutrale Werkzeuge verwendet und weitergereicht werden, sondern müssen Teil eines systematischen didaktischen Zusammenhangs werden, und das heißt: Sie transformieren sich durch Integration in eine Didaktik, hinterfragen und verändern diese allerdings gleichzeitig.

Handlungsfeld Kinder und Familie

Studierende, die in ihrer Praxisphase in einer Kita mit Kindern interagieren, können im Handlungsfeld Kinder und Familie diese Kinder im Hinblick auf deren psychische und organische Verfasstheit betrachten, entsprechende Wissensbestände sowie bezugswissen-schaftliche Blickweisen und Fachlichkeiten realisieren. Hier kommt das Kind in erster Linie als aktuell zu betreuendes Wesen oder als Entwicklungswesen ins Spiel. Digitalisierung wird auf dieser Ebene entsprechend entwicklungspsychologisch und sozialmedizinisch thematisiert. Diese fachlichen Thematisierungen stehen massen-medialen und alltäglichen einseitigen Risikodiskursen gegenüber, die auch in der kindheits- und familienpädagogischen Praxis eine große Deutungsmacht einnehmen.

Stand des Curriculums: Das explizit humanwissenschaftlich ausge-richtete Modul 7 arbeitet grundlegend und kann mit 7 ECTS in zweiten Semester keinen substantiellen Bezug zu Digitalisierung herstellen. Ein Ausbau des Moduls ist kurz- und mittelfristig kapazitär und v.a. personell nicht erreichbar. Die Vorlesung im Modul richtet sich an eine große Gruppe Studierender (sogar studiengangübergreifend) und könnte didaktische Unterstützung durch Digitalisierung erfahren.

Maßnahme/Curriculare Veränderung: Es soll eine Tagungsveranstal-tung mit Expert*innen in diesem Bereich veranstaltet, videographisch dokumentiert und so digital aufbereitet werden, dass ein Lernangebot für die schon strukturell verankerte, aber noch kaum genutzte E-Learning-Woche des Studiengangs erstellt und etabliert werden kann. Aktualisierungen dieses Blended-Learning-Submoduls können zu-künftig durch eigene oder fremde Inhalte mit im „laufenden Betrieb“ kontinuierlich realisiert werden.

Projekt

DER STUDIENGANG KINDHEITSPÄDAGOGIK UND FAMILIENBILDUNG (KIFAB)

Im Zuge der aktuellen Studiengangsreform hat sich der Bachelor-Studiengang Kindheitspädagogik und Familienbildung systematisch nach Handlungsfeldern restrukturiert. Mit Handlungsfeldern sind nicht einfach die späteren Berufs- oder Arbeitsfelder gemeint, sondern Di-mensionen kohärenter Komplexitäten in diesen Feldern, die durch genuine Perspektiven in den Blick genommen und durch spezifische Kompetenzen erschlossen und bearbeitet werden. Handlungsfelder machen also Komplexitäten sichtbar und bearbeitbar, sind demnach zugleich Perspektiven und Gegenstandbereiche.

DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE FÜR DEN STUDIENGANG KIFAB

Jedes Handlungsfeld erfordert ein spezifisches Qualifikationsprofil auch im Hinblick auf Digitalisierung. Entsprechend wird der geplante Prozess der Digitalisierung des Studiengangs KiFab entlang seiner Handlungsfelder konzipiert. Diese durchziehen den gesamten Studien-verlauf, sind in einzelnen Modulen und Lehrveranstaltungen unter-schiedlich gewichtet, präsent und relevant.

Als übergeordnete oder auch ‚quer‘ liegende Reflexionsperspektive für die Kompetenzorientierung erlauben sie eine durchgängige Digitali-sierung, die sich nicht auf einzelne Tätigkeitsfelder, Methoden oder Inhalte beschränkt, sondern eine umfassende Transformation ermög-licht. Davon ausgehend, dass Digitalität „unsere Alltagswelt auf nahezu allen Ebenen prägt und neue Handlungsroutinen, Kommunikations-normen, soziale Strukturen, Identitätsmodelle, Raumvorstellungen etc. hervorbringt“ (Hennig/Kelsch/Sobala 2019, 14), muss Digitalität in jedem Handlungsfeld spezifische Komplexitäten sichtbar und bearbeit-bar machen. Da Digitalität sämtliche Aspekte des Studiums betrifft, muss eine reflexive Auseinandersetzung mit Digitalisierung entsprech-end auf ganz verschiedenen Ebenen erfolgen. Fragen, die sich mit Blick auf den reformierten Studiengang KiFab ergeben, sind u.a.:

  • Wird Digitalisierung auf einer thematischen Ebene, d.h. als „Lehrinhalt“ hinreichend berücksichtigt?
  • Wie schlägt sich Digitalisierung auf der operativen Ebene des Studien-gangs selbst nieder – inwieweit ist die Lehre und Lehrorganisation reflexiv digitalisiert?
  • Welche spezifischen, erweiterten oder transformierten Kompetenzen benötigen die Absolvent*innen des Studiengangs, um Digitalisierungs-prozessen und -phänomenen, wie sie in den verschiedenen Handlungs-feldern wirksam werden oder werden können, professions- und wis-senschaftsbezogen zu begegnen?
  • Wie steht es mit der momentan vielfach angemahnten „digitalen Grundbildung“ (Wolf/Koppel 2017) der Lehrenden selbst?
Mit folgenden Formaten werden Digitalisierungs-prozesse in den verschiedenen Handlungsfeldern mit breiter Beteiligung Lehrender und Studierender ko-operativ analysiert, diskutiert, konzipiert und ge-steuert:
  • Ausbildung studentischer E-Coaches zur seminarbegleitenden („on the fly“) Förderung digitaler Medienkompetenz,
  • Konzeption von Blended-learning-Modulen auf der Basis von Material aus Tagungen,
  • Lehrforschungsprojekte,
  • Theorie/Praxis-Workshops und
  • Artists in Residence im Bereich digitaler Medienkunst