Kulturtechnik der Verflachung und Digitalität

Vortrag von Prof. Dr. Sybille Krämer (FU Berlin / Leuphana Universität Lüneburg)

13. April 2021 von 17.30 Uhr bis 18.30 Uhr, Zoom-Meeting

Der Vortrag ist unterteilt in folgende Abschnitte:
00:00 Einstieg
 
02:16 Das „Digitale“ vor dem Computer

Sie spricht von Digitalität, die schon vor dem Computer begonnen hat. Als Beispiel nennt sie das Dezimalsystem und unsere Rechenlogik.

13:18 Verflachung als „in die Fläche gehen“

‚Verflachung‘ und ‚oberflächlich‘ als 2-dimensionale Darstellung auf einer Fläche gemeint. Zwischen Zeit (eine Dimension) und Raum (drei Dimensionen). Die „Zeit“ wird sichtbar gemacht durch eine Fläche.

22:59 Das Datenuniversum zugänglich machen (von Mensch zu Maschinen)

Eine Masse an Daten, die erst nur Menschen zugänglich war/ihnen zugänglich gemacht werden musste (Schrift oder Zeichen) und dann in die Form gebracht wird, sodass sie von Maschinen lesbar/zugänglich ist.

32:02 Computer als Oberflächentechnologie

Computer als Rechenmaschine, deren Rechnungen sich alle in tabellarischer Form darstellen lassen.

36:44 Maschinenlernen in 2 oder/und 3 Dimensionen

Zeit als dritte Dimension in der Praktik der Verflachung. Im Maschinenlernen wird sie zusätzlich verknüpft und mit anderen Daten gespeichert. Beispiel sind die Daten, die Suchmaschinen über Suchende speichern, dabei wird ein Zeitstempel als weitere Datenart gespeichert.

48:27 Literatur von Sybille Krämer
Hinweis

Für die interne TH-Köln Nutzung können die Kolloquium 4.0 Vorträge über diesen Link auf der Ilias Plattform aufgerufen werden.

Abstract zum Vortrag von Prof. Dr. Sybille Krämer

Die Verwandlung von Texten, Bildern und Tönen in maschinen-bearbeitbare Daten ist nicht nur ein Bruch mit der Print-Kultur, sondern setzt diese in wesentlichen Hinsichten fort. Das Alphabet oder unsere Zahlenschrift bilden Prototypen eines digitalen Systems. Es gibt somit eine ‚Digitalisierung vor dem Computer‘. Sie zehrt von der ‚Kultur-technik der Verflachung‘:  Wir leben in einer dreidimensionalen Welt, doch wir sind umgeben von beschrifteten und bebilderten Flächen, die mit dem Smartphone schon fast zum Körperfortsatz werden. Doch bereits die Künste, Wissenschaften, Technik und Architektur wären undenkbar ohne den Einsatz von Schriften, Diagrammen, Tabellen und Karten. Worin bestehen Kunstgriff und Kreativität jener kulturellen Praktiken, in denen Symbole auf zweidimensionalen Flächen ästhe-tisch, kognitiv oder problemlösend bearbeitet werden? Was sind deren Ambivalenzen und Schattenseiten? Der Vortrag versucht darauf Antworten zu geben.

Kolloquium 4.0

Ziel des Kolloquiums im Curriculumsprojekt 4.0 im BA Studiengang Kindheitspädagogik und Familienbildung ist die Gewinnung begriff-licher und theoretischer Grundlagen, um Digitalisierungsprozesse jenseits pragmatischer Umsetzungs- und Implementationsfragen auf der einen und reflexhafter Kritik auf der anderen Seite gemeinsam durchdenken, gestalten oder ggf. auch begründet abwenden zu können.
13. April 2021: KULTURTECHNIK DER VERFLACHUNG UND DIGITALITÄT, Prof. Dr. Sybille Krämer
11. Mai 2021: THE DIGITAL DEATH DRIVE IN/OF EDUCATION AND PARENTING – PROBING THE GENEALOGY FROM (NEURO)PSYCHOLOGISATION TO DIGITALISATION, Dr. Jan De Vos
08. Juni 2021: EDUCATION AND THE BOOK – PARADIGMS FOR KNOWLEDGE AT A TIME OF DIGITALISIERUNG, Prof. Dr. Norm Friesen
27. September 2021: PAGE VERSUS SCREEN: A PHENOMENOLOGY OF CONTEMPORARY READING, Prof. Dr. Norm Friesen
09. November 2021: DATENSCHUTZ UND BARRIEREFREIHEIT LASSEN WIR ERSTMAL WEG!? – HERAUSFORDERUNGEN AN DIGITALISIERTE BILDUNGSANGEBOTE IM DEMOKRATISCHEN RECHTSSTAAT, Prof. Dr. Isabel Zorn
11. Januar 2022: Doing Digitality – PRAKTIKEN IM SPANNUNGSFELD ZWISCHEN DIGITALITÄT UND DIGITALISIERUNG, Prof. Dr. Marc Weinhardt
03. MAI 2022: Digitale Transformation Der Sozialtheorie, Univ.-Prof. Dr. Dr. Steffen Roth 
31. MAI 2022: HOCHSCHULDIDAKTISCHE MEDIALITÄT: SOZIALE ARBEIT ÜBER LITERATUR VERSTEHEN?, Alexander Ristau
28. November 2022: Reasons and arguments to preserve some analogue practices in the University digital age, Bianca Thoilliez Ruano
05. Mai 2023: Die Bedeutung der eigenen Biografie für die professionelle Identität in der Kita tätiger Fachkräfte, Prof.in Dr. Antje Rothe
Hinweis 
Die Kolloquium 4.0 Vorträge wurden aufgezeichnet und können für die interne TH-Köln Nutzung über diesen Link auf der Ilias Plattform aufgerufen werden.

Projekt

DER STUDIENGANG KINDHEITSPÄDAGOGIK UND FAMILIENBILDUNG (KIFAB)

Im Zuge der aktuellen Studiengangsreform hat sich der Bachelor-Studiengang Kindheitspädagogik und Familienbildung systematisch nach Handlungsfeldern restrukturiert. Mit Handlungsfeldern sind nicht einfach die späteren Berufs- oder Arbeitsfelder gemeint, sondern Di-mensionen kohärenter Komplexitäten in diesen Feldern, die durch genuine Perspektiven in den Blick genommen und durch spezifische Kompetenzen erschlossen und bearbeitet werden. Handlungsfelder machen also Komplexitäten sichtbar und bearbeitbar, sind demnach zugleich Perspektiven und Gegenstandbereiche.

DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE FÜR DEN STUDIENGANG KIFAB

Jedes Handlungsfeld erfordert ein spezifisches Qualifikationsprofil auch im Hinblick auf Digitalisierung. Entsprechend wird der geplante Prozess der Digitalisierung des Studiengangs KiFab entlang seiner Handlungsfelder konzipiert. Diese durchziehen den gesamten Studien-verlauf, sind in einzelnen Modulen und Lehrveranstaltungen unter-schiedlich gewichtet, präsent und relevant.

Als übergeordnete oder auch ‚quer‘ liegende Reflexionsperspektive für die Kompetenzorientierung erlauben sie eine durchgängige Digitali-sierung, die sich nicht auf einzelne Tätigkeitsfelder, Methoden oder Inhalte beschränkt, sondern eine umfassende Transformation ermög-licht. Davon ausgehend, dass Digitalität „unsere Alltagswelt auf nahezu allen Ebenen prägt und neue Handlungsroutinen, Kommunikations-normen, soziale Strukturen, Identitätsmodelle, Raumvorstellungen etc. hervorbringt“ (Hennig/Kelsch/Sobala 2019, 14), muss Digitalität in jedem Handlungsfeld spezifische Komplexitäten sichtbar und bearbeit-bar machen. Da Digitalität sämtliche Aspekte des Studiums betrifft, muss eine reflexive Auseinandersetzung mit Digitalisierung entsprech-end auf ganz verschiedenen Ebenen erfolgen. Fragen, die sich mit Blick auf den reformierten Studiengang KiFab ergeben, sind u.a.:

  • Wird Digitalisierung auf einer thematischen Ebene, d.h. als „Lehrinhalt“ hinreichend berücksichtigt?
  • Wie schlägt sich Digitalisierung auf der operativen Ebene des Studien-gangs selbst nieder – inwieweit ist die Lehre und Lehrorganisation reflexiv digitalisiert?
  • Welche spezifischen, erweiterten oder transformierten Kompetenzen benötigen die Absolvent*innen des Studiengangs, um Digitalisierungs-prozessen und -phänomenen, wie sie in den verschiedenen Handlungs-feldern wirksam werden oder werden können, professions- und wis-senschaftsbezogen zu begegnen?
  • Wie steht es mit der momentan vielfach angemahnten „digitalen Grundbildung“ (Wolf/Koppel 2017) der Lehrenden selbst?
Mit folgenden Formaten werden Digitalisierungs-prozesse in den verschiedenen Handlungsfeldern mit breiter Beteiligung Lehrender und Studierender ko-operativ analysiert, diskutiert, konzipiert und ge-steuert:
  • Ausbildung studentischer E-Coaches zur seminarbegleitenden („on the fly“) Förderung digitaler Medienkompetenz,
  • Konzeption von Blended-learning-Modulen auf der Basis von Material aus Tagungen,
  • Lehrforschungsprojekte,
  • Theorie/Praxis-Workshops und
  • Artists in Residence im Bereich digitaler Medienkunst