E-Coaches

Die Mediennutzung und -gestaltung des digitalen learning environments ILIAS wird – obwohl sie mit Studienbeginn vorgestellt und unterstützend eingesetzt wird – den Studierenden im Studiengang nur ansatzweise vermittelt. Digitale Medien-kompetenz in Organisationen ist bislang kein explizites learning outcome. Das Potential der Mediennutzung bei der Studienorganisation und der Lehre zum generalisierten Kompetenzaufbau im Handlungsfeld Organisation, Institution, Sozialraum wird nicht strukturell im Curriculum ausgeschöpft, obwohl es hier bereits Bemühungen gibt und dies als didaktische Bereicherung zu er-warten ist.

In jedem Modul des Studiengangs kommen zu E-Coaches ausgebildete Tutor*innen zum Einsatz, die Digitalisierungsmöglichkeiten in Seminaren auf inhaltlicher und auf operativ-organisatorischer Ebene „on the fly“ erproben, reflektieren und evaluieren. Die E-Coaches werden durch erfahrene E-Learning Didaktiker in internen und externen Schulungen (hier sind Kooperationen mit Qualifizierungen des ZLE denkbar) ausgebildet und fachlich begleitet. Ihre Aufgabe besteht darin, die Lehrenden und Studierenden beim Einsatz digitaler Medien zu coachen, sowie bei der Umsetzung digital gestützter Lehr-Lernarrangements und der Erstellung kollaborativer Lehrmaterialien unterstützend mitzuwirken. Der Erwerb der erforderlichen digitalen Kompetenzen erfolgt bei Lehr-enden und Studierenden „on the fly“, d.h. im Laufe der Veranstaltung werden digitale Kompetenzen spontan und nebenbei durch das „Einfach Machen“ erworben und verinnerlicht.

Education and the book – paradigms for knowledge at a time of Digitalisierung

Englischsprachiger Vortrag von Prof. Dr. Norm Friesen (Boise State University in Idaho, USA)

Wann? 08. Juni 2021 von 17.30 Uhr bis 18.30 Uhr

Wo? Zoom-Meeting

Der Vortrag ist unterteilt in folgende Abschnitte:
00:00 Einführung: The late age of Print 

Ist die Schwelle überschritten? Der Trend geht vom Lesen (in Büchern) weg.

05:19 Reading Mania 

Das Lesen von religiösen Schriften und der Bibel verbreitete. Zu verzeichnen ist, dass Lesende in Gemälden sehr hoch repräsentiert sind. Halluzinieren beim Lesen, sich nicht vom Text Distanzieren können, „reading mania“.

11:50 Bildung und Lesen nach Rousseau, Locke, Coleridge und Kant
Paradoxe Standpunkte zu den ‚Gefahren‘ und Möglichkeiten von Lesen. Nach Locke sei eine Beschränkung der sinnvollen Literatur nötig, aber Kinder sollten direkt nach dem Sprechen auch das Lesen lernen, allerdings spielerisch nicht vermittelnd. Rousseau schreibt in „Émile“, dass Lesen für Kinder nicht geeignet sei, Émile aber mit Sicherheit lesen lernen würde. Mit der Verbreitung von Romanen und der „reading mania“ äußern Kant und Coleridge sich warnend. „the entire destruction of the powers of the mind“
 
19:54 Freed Information

Das Wissen/Information werden von der Gebundenheit an Schrift befreit/gelöst. Durch Radio, Fotografie und Film sind Informationen in anderen Medien zugänglich.

25:00 ‚Chancen‘ und ‚Risiken‘ des Zugangs zu Wissen

Papert sieht die Chancen der Medien und Technologien für den Zugang zu Information vor allem für Kinder und prognostiziert, dass das Lesen an Bedeutung gewinnt. Postman problematisiert, dass vor dem Zugang zu Wissen in Form von Bild und Ton die Lesekompetenz den Zugang zu Wissen gefiltert/beschränkt hat. Für Kinder ungeeignete Texte waren so geschrieben, dass sie ihnen mit ihren Lesekompetenzen noch nicht zugänglich sind. Während ungeeignete Inhalte durch die Aufbereitung von Information in Bild und Ton besser zugänglich sind.

34:00 Emerging books for children

Mehr und mehr Bücher wurden extra für Kinder geschrieben, im Gegensatz zu den Büchern, die Kinder vorher gelesen haben (obwohl diese für Erwachsene geschrieben waren). Im Umfeld der Erwachsenen hat das Display den Platz des Buches eingenommen. Unterschieden wird das unterschiedliche  Erleben von Lesen in Büchern – inneres Erleben – und dem Lesen am Display – dass nach Außen gerichtet ist. “the child and the book are still inseperable today”

40:40 Conclusion: Celebration of the Book’s material form 

Beschränkt auf Kinderliteratur und Kinderbücher boomt der Markt und er löst sich nicht vom Text in Buchform. ‚Kinder bleiben bei der Materialität von Büchern, Erwachsene hingegen sind den Bildschirmen ausgeliefert‘

42:04 Literatur von Norm Friesen    

Mehr zum Referenten: normfriesen.info

Hinweis

Für die interne TH-Köln Nutzung können die Kolloquium 4.0 Vorträge über diesen Link auf der Ilias Plattform aufgerufen werden.

Abstract zum englischsprachigen Vortrag von Prof. Dr. Norm Friesen (08.06.2021)

In an era of digitalization, the form of the book, the codex, remains a touchstone, if not an “objet de résistance” (e.g., Doueihi 2009). It is still the standard by which e-readers and “immersive” reading are evaluated; it provides for greater reader comprehension than its digital equivalents; and it opens up a tangible space of order and stability in an uncertain world. Nonetheless, scholars have for some time concluded that “the screen… [has] surreptitiously replaced the page, letters and reading” (Illich, 1993); they speak elegiacally of “a sense of an ending” (Eisenstein 2011), and characterize our current era as “the late age of print” (Bolter, 1991). Our current condition thus provides us with an opportunity to closely examine what the book actually is, what its meaning and cultures actually have been and what they could become. To take up this opportunity is to recognize that the book has for centuries if not millennia served as nothing less than the “concrete form” of “the Western episteme”—the conditions for the possibility of knowledge itself. The book’s physical nature, the habits and practices associated with its use and the way that these are acquired, in other words, have together constituted the paradigm for knowing, for knowledge and for learning. The significance of the gradual and ongoing dissolution of this paradigm for education, while not widely discussed, is enormous. This presentation examines some of the varying meanings of the book as a precondition for knowledge and considers what its gradual passing might mean specifically for the school.

The digital death drive in/of education and parenting – Probing the genealogy from (neuro)psychologisation to digitalisation

Englischsprachiger Vortrag von Dr. Jan De Vos (Cardiff University, Wales)

11. Mai 2021 von 17.30 Uhr bis 18.30 Uhr,  Zoom-Meeting

Der Vortrag ist unterteilt in folgende Abschnitte:
00:00 Einstieg

3 Impossible Fields und Digitalisierung: Pädagogik/Bildung, Psychologie und Politik

06:03 Digitalisierung und Pschologisierung „Psychologists are already in“

Psychologisierung als Eigenwahrnehmung aus psychologischer Perspektive, sie spielt auch in der Digitalisierung schon lange eine Rolle. Psychologische Theorien/Erkenntnisse werden mehr und mehr in die Erziehung eingebunden. Vorher war es spezifisches Wissen dieser Disziplin, dann fließen Erkenntnisse unmittelbarer in die Erziehung ein.

13:43 Neuroeducation

Empathie soll von Technologien vermittelt werden, auf neusten neuropsychologischen Erkenntnissen gestützt. Ausschlaggebend dafür ist die Ausbildung und das Wissen der Lehrenden, die Technologien/Apps nutzen. Algorithmen sammeln stetig weitere Daten; sie werden eingespeist. Ein Transfer der Psychologisierung weg von Menschen hinzu Digitalem.

18:20 Digitalisation of parenting and education

Den Eltern wird die Aufgabe abgenommen, sich über die Entwicklung ihres Kindes zu informieren, Reflexion sei nicht mehr nötig. Ihnen wird der Entwicklungsstand ihrer Babys/Kinder auf einem Tablett serviert. Dadurch verändert sich die Rolle von Eltern und Pädagog*innen, Aufgaben werden an Technologien outgesourced. De Vos unterscheidet die Kommunikation über Gefühle zwischen Menschen und die Zuschreibung von Gefühlen von Maschinen. Maschinen können auch ohne die Personen/Subjekte zu kennen, Gefühle auf gesammelten und aufeinander sich aufbauenden Daten zuschreiben.

33:18 Attention, presence and absence

Aufmerksamkeit als präsent sein und bleiben. Ablenkung oder abgelenkt sein kann nur noch schwer versteckt werden, wenn Technologien den Unterricht unterstützen oder leiten. Die Trennung von Umwelt, Privatem und Schule wird durch „the world of the screen“ aufgebrochen. Der Raum für das Subjekt verkleinert sich.

46:45 The screen of the future or the future of the screen?

Wird der Bildschirm als solcher abgelöst von neuen „virtual screens“ wie in Google Glasses?

51:48 Literatur von Jan de Vos
      

Mehr zum Referenten: janrdevos.weebly

Hinweis

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Abstract zum englischsprachigen Vortrag von Dr. Jan De Vos (11.05.2021)

Is digitalisation the end of education and parenting, and for that matter, of social work? Digital learning platforms track and trace pupils and tweak their learning process algorithmically. In the meantime, at the homes, smart Parenting devices put on lullabies when the baby cries. While, at night, digital camera surveillance in our institutions for youngsters allows for less social workers on the floor.

Instead of using (neuro)psychology to understand the effects of this digitalisation of (inter)subjectivity, we need to take a step back and inquire into how much (neuro)psychological theories and models are already put into these educational and parenting digital technologies (and for that matter, in digital technologies and things such as social media as such). For, is it not (neuro)psychology that informs the design of avatars and virtual environments, up and to the algorithms themselves?

Kulturtechnik der Verflachung und Digitalität

Vortrag von Prof. Dr. Sybille Krämer (FU Berlin / Leuphana Universität Lüneburg)

13. April 2021 von 17.30 Uhr bis 18.30 Uhr, Zoom-Meeting

Der Vortrag ist unterteilt in folgende Abschnitte:
00:00 Einstieg
 
02:16 Das „Digitale“ vor dem Computer

Sie spricht von Digitalität, die schon vor dem Computer begonnen hat. Als Beispiel nennt sie das Dezimalsystem und unsere Rechenlogik.

13:18 Verflachung als „in die Fläche gehen“

‚Verflachung‘ und ‚oberflächlich‘ als 2-dimensionale Darstellung auf einer Fläche gemeint. Zwischen Zeit (eine Dimension) und Raum (drei Dimensionen). Die „Zeit“ wird sichtbar gemacht durch eine Fläche.

22:59 Das Datenuniversum zugänglich machen (von Mensch zu Maschinen)

Eine Masse an Daten, die erst nur Menschen zugänglich war/ihnen zugänglich gemacht werden musste (Schrift oder Zeichen) und dann in die Form gebracht wird, sodass sie von Maschinen lesbar/zugänglich ist.

32:02 Computer als Oberflächentechnologie

Computer als Rechenmaschine, deren Rechnungen sich alle in tabellarischer Form darstellen lassen.

36:44 Maschinenlernen in 2 oder/und 3 Dimensionen

Zeit als dritte Dimension in der Praktik der Verflachung. Im Maschinenlernen wird sie zusätzlich verknüpft und mit anderen Daten gespeichert. Beispiel sind die Daten, die Suchmaschinen über Suchende speichern, dabei wird ein Zeitstempel als weitere Datenart gespeichert.

48:27 Literatur von Sybille Krämer
Hinweis

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Abstract zum Vortrag von Prof. Dr. Sybille Krämer

Die Verwandlung von Texten, Bildern und Tönen in maschinen-bearbeitbare Daten ist nicht nur ein Bruch mit der Print-Kultur, sondern setzt diese in wesentlichen Hinsichten fort. Das Alphabet oder unsere Zahlenschrift bilden Prototypen eines digitalen Systems. Es gibt somit eine ‚Digitalisierung vor dem Computer‘. Sie zehrt von der ‚Kultur-technik der Verflachung‘:  Wir leben in einer dreidimensionalen Welt, doch wir sind umgeben von beschrifteten und bebilderten Flächen, die mit dem Smartphone schon fast zum Körperfortsatz werden. Doch bereits die Künste, Wissenschaften, Technik und Architektur wären undenkbar ohne den Einsatz von Schriften, Diagrammen, Tabellen und Karten. Worin bestehen Kunstgriff und Kreativität jener kulturellen Praktiken, in denen Symbole auf zweidimensionalen Flächen ästhe-tisch, kognitiv oder problemlösend bearbeitet werden? Was sind deren Ambivalenzen und Schattenseiten? Der Vortrag versucht darauf Antworten zu geben.

Kolloquium 4.0

Ziel des Kolloquiums im Curriculumsprojekt 4.0 im BA Studiengang Kindheitspädagogik und Familienbildung ist die Gewinnung begriff-licher und theoretischer Grundlagen, um Digitalisierungsprozesse jenseits pragmatischer Umsetzungs- und Implementationsfragen auf der einen und reflexhafter Kritik auf der anderen Seite gemeinsam durchdenken, gestalten oder ggf. auch begründet abwenden zu können.
13. April 2021: KULTURTECHNIK DER VERFLACHUNG UND DIGITALITÄT, Prof. Dr. Sybille Krämer
11. Mai 2021: THE DIGITAL DEATH DRIVE IN/OF EDUCATION AND PARENTING – PROBING THE GENEALOGY FROM (NEURO)PSYCHOLOGISATION TO DIGITALISATION, Dr. Jan De Vos
08. Juni 2021: EDUCATION AND THE BOOK – PARADIGMS FOR KNOWLEDGE AT A TIME OF DIGITALISIERUNG, Prof. Dr. Norm Friesen
27. September 2021: PAGE VERSUS SCREEN: A PHENOMENOLOGY OF CONTEMPORARY READING, Prof. Dr. Norm Friesen
09. November 2021: DATENSCHUTZ UND BARRIEREFREIHEIT LASSEN WIR ERSTMAL WEG!? – HERAUSFORDERUNGEN AN DIGITALISIERTE BILDUNGSANGEBOTE IM DEMOKRATISCHEN RECHTSSTAAT, Prof. Dr. Isabel Zorn
11. Januar 2022: Doing Digitality – PRAKTIKEN IM SPANNUNGSFELD ZWISCHEN DIGITALITÄT UND DIGITALISIERUNG, Prof. Dr. Marc Weinhardt
03. MAI 2022: Digitale Transformation Der Sozialtheorie, Univ.-Prof. Dr. Dr. Steffen Roth 
31. MAI 2022: HOCHSCHULDIDAKTISCHE MEDIALITÄT: SOZIALE ARBEIT ÜBER LITERATUR VERSTEHEN?, Alexander Ristau
28. November 2022: Reasons and arguments to preserve some analogue practices in the University digital age, Bianca Thoilliez Ruano
05. Mai 2023: Die Bedeutung der eigenen Biografie für die professionelle Identität in der Kita tätiger Fachkräfte, Prof.in Dr. Antje Rothe
Hinweis 
Die Kolloquium 4.0 Vorträge wurden aufgezeichnet und können für die interne TH-Köln Nutzung über diesen Link auf der Ilias Plattform aufgerufen werden.

Handlungsfeld Systeme, Gesellschaft

Im Handlungsfeld Systeme, Gesellschaft wird Digitalisierung als gesellschaftliche Transformation, bzw. als Narrativ einer solchen im Sinne einer Modernisierungserzählung aufgefasst. Die Absolvent*innen des Studiengangs müssen auf dieser schwerpunktmäßig sozio-logischen Ebene Diskurse analysieren können, die ganz wesentlich die Perspektiven der anderen Handlungsfelder konditionieren und limitieren, wenn nicht sogar determinieren. Würde man, um nur ein Beispiel zu nennen, die Frage nach dem Risiko von Digitalisierung in den ersten beiden Handlungsfeldern allein psychologisch, sozial-medizinisch und pädagogisch beantworten, würde man nicht sehen, wie das historisch auftauchende Risikodispositiv die Möglichkeiten des Denkbaren asymmetrisiert. Auch durch empirische Forschung trägt dieses Handlungsfeld dazu bei, die gesellschaftlichen Bedingungen medienpädagogischer Auseinandersetzungen aufzuhellen.

Stand des Curriculums: Die hier skizzierten Fragen und die bei deren Bearbeitung adressierten Kompetenzbereiche scheinen im Studiengang sehr gut (in verschiedenen Modulen, mit verschiedenen Zugängen) verortet zu sein – ganz im Sinne der Strategischen Leitlinien der TH Köln, die in ihren Studiengängen die „kritische Auseinandersetzung mit Digitalisierung und Vernetzung“ anstrebt (Strategische Leitlinien, S.11). Allerdings wird die erhebliche Expertise an der Fakultät nur sporadisch und sozusagen personell-zufällig im Studiengang genutzt. Es ist daher nicht gewährleistet, dass die vorhandenen modernisierungs- und transformationstheoretischen Perspektiven mit den spezielleren, auch interdisziplinären Expertisen zu Digitalität, Digitalisierung und Medienpädagogik, die von schwerpunktmäßig in anderen Studiengängen der Fakultät Lehrenden getragen werden, hinreichend verknüpft sind und an den aktuellen Fachdiskurs angebunden bleiben. Insbesondere der big data Diskurs wird noch nicht interdisziplinär (ethisch, soziologisch, politikwissenschaftlich, kultur- theoretisch, technik-philosophisch, semiotisch) fakultätsintern geführt, obgleich die entsprechenden Expertisen isoliert vorhanden sind.

Handlungsfeld Organisation, Institution, Sozialraum

Der administrative, organisatorische Bereich von Kindertagesstätten ist im Vergleich zur pädagogischen Arbeit schon weitgehend mit Digitalisierungsprozessen befasst (vgl. Friedrichs-Liesenkötter 2020). In diesem Handlungsfeld stellen sich für, bzw. an die Studierenden Kompetenzfragen in der Mediennutzung, vor allem aber auch ethische und rechtliche Fragen. In der Lehre und der Admnistration ist aufgefallen, dass sowohl die digitale Organisation des eigenen Studiums als auch die Nutzung und Gestaltung digitaler Medien in Lehrveranstaltungen einen großen Teil der Studierenden vor Herausforderungen stellt. Die Institution Hochschule und die Organisationseinheiten Studiengang, Modul und Lehrveranstaltung sind als solche „Lernräume“ für die organisations- und institutions-bezogenen Kompetenzen.

Bestehende Lehr-Lern-Konzepte sollen durch digitale Tools und digitale Lehrinhalte ergänzet werden. Die ausgewählten Tools müssen dabei zum zugrundeliegenden Lehr-Lern- Konzept passen. Je besser und gezielter der Einsatz digitaler Tools erfolgt, desto mehr trägt dieser zu einem runden Gesamtlehrkonzept bei und wird gleichzeitig der zunehmenden Digitalisierung der Gesellschaft gerecht. Daher liegt hier der Fokus auf Einsatzszenarien digitaler Medien.

Um das Studium flexibler, individueller und damit auch inklusiver gestalten zu können, sollen für ausgewählte Module, unterstützt durch die E-Coaches und gemeinsam mit Studierenden sowie Lehrenden, blended Learning Lehrveranstaltungen entwickelt werden.

Handlungsfeld Kulturen, Lebenswelten

Im Handlungsfeld Kulturen, Lebenswelten richtet sich der Blick auf Kinder und Familien in ihren informellen und alltäglichen Kontexten und ihre subjektiven Aneignungsweisen durch symbolische Praktiken und Medien. Mit Medien sind hier in einem abstrakten Sinne sämtliche Dimensionen gemeint, in denen Bildungsprozesse stattfinden können. Diese werden im Studiengang „Bildungszugänge“ genannt und in einem Modul verortet, wozu auch der Bildungszugang Medien zählt, bei dem digitale Medien in ihrer Eigenart als Selbst- und Weltzugänge und mit ihrem Potential für entsprechende Bildungsprozesse im Mittelpunkt stehen. In diesem Handlungsfeld muss die Bedeutung digitaler Medien für Kinder und Familien auch auf der Basis eigener Medienkunde und reflektierter Mediennutzung analysiert werden, um daraus kritisch- differenzierende und vor allem kreativ- gestaltende pädagogische und didaktische Handlungsoptionen begründet ableiten zu können.

Stand des Curriculums: Im Modul „Bildungszugänge“ werden die gestaltenden, kreativen, künstlerischen Potentiale digitaler Medien bislang in einem Wahlpflichtseminar fokussiert. Anders als bspw. die Bildungszugänge Musik und Literatur/Sprache, die vom Lehrenden-kollegium authentisch als kulturelle Ausdrucksformen vorgeführt und erlebbar gemacht werden können, sind digitale Medien, z.B. in der Form von Medienkunst, nicht in dieser Weise präsent, geschweige denn etabliert. Die Öffnung spielerischer, experimenteller, forschender und ästhetischer Zugänge zu digitalen Medien für Kinder, Familien und Erwachsene kann allerdings nur auf der Grundlage eigener entsprechender Selbsterfahrungen der Absolvent*innen gelingen. In diesem Sinne könnten digitale Medien auch übergreifend in weiteren Bildungszugängen wirksam werden.

Handlungsfeld Bildung, Erziehung, Betreuung

Im Handlungsfeld Bildung, Erziehung, Betreuung verstehen die Studierenden ihr Verhältnis zum Kind und zu Eltern/Erwachsenen als pädagogisch, ihr Handeln als didaktisch und ihre Rolle als professionell. Digitalisierung stellt insbesondere in der Elternarbeit und der Familienbildung ein vergleichsweise neues und virulentes Erziehungsthema dar, das von Pädagog*innen eine fachliche Einschätzung verlangt (vgl. Eggert 2020, 586).

In den Bereichen der Medienerziehung und der Medienbildung gibt es in der Praxis erhebliche Bedarfe sowohl an Wissensbeständen (Struktur-, Funktions- und Orientierungswissen vgl. Schorb 2009; vgl. Siller; Tillmann; Zorn 2019, 327f) als auch an an praxiserprobten Konzepten und ent sprechender Weiterbildung.

Stand des Curriculums: Der Studiengang kann aktuell keine optimale Qualifizierung der Studierenden in diesen Bereichen leisten, da die (z.T. sogar im eigenen Kollegium vorhandenen) methodischen Ansätze und die in der Literatur beschriebenen Modelle bislang nicht didaktisch und bildungstheoretisch angeeignet werden konnten. Ausgehend vom „Primat der Didaktik i.e.S im Verhältnis zur Methodik“ (Klafki 1963, 23) können Methoden und Praxisimpulse nicht wie neutrale Werkzeuge verwendet und weitergereicht werden, sondern müssen Teil eines systematischen didaktischen Zusammenhangs werden, und das heißt: Sie transformieren sich durch Integration in eine Didaktik, hinterfragen und verändern diese allerdings gleichzeitig.