Education and the book – paradigms for knowledge at a time of Digitalisierung

Englischsprachiger Vortrag von Prof. Dr. Norm Friesen (Boise State University in Idaho, USA)

Wann? 08. Juni 2021 von 17.30 Uhr bis 18.30 Uhr

Wo? Zoom-Meeting

Der Vortrag ist unterteilt in folgende Abschnitte:
00:00 Einführung: The late age of Print 

Ist die Schwelle überschritten? Der Trend geht vom Lesen (in Büchern) weg.

05:19 Reading Mania 

Das Lesen von religiösen Schriften und der Bibel verbreitete. Zu verzeichnen ist, dass Lesende in Gemälden sehr hoch repräsentiert sind. Halluzinieren beim Lesen, sich nicht vom Text Distanzieren können, „reading mania“.

11:50 Bildung und Lesen nach Rousseau, Locke, Coleridge und Kant
Paradoxe Standpunkte zu den ‚Gefahren‘ und Möglichkeiten von Lesen. Nach Locke sei eine Beschränkung der sinnvollen Literatur nötig, aber Kinder sollten direkt nach dem Sprechen auch das Lesen lernen, allerdings spielerisch nicht vermittelnd. Rousseau schreibt in „Émile“, dass Lesen für Kinder nicht geeignet sei, Émile aber mit Sicherheit lesen lernen würde. Mit der Verbreitung von Romanen und der „reading mania“ äußern Kant und Coleridge sich warnend. „the entire destruction of the powers of the mind“
 
19:54 Freed Information

Das Wissen/Information werden von der Gebundenheit an Schrift befreit/gelöst. Durch Radio, Fotografie und Film sind Informationen in anderen Medien zugänglich.

25:00 ‚Chancen‘ und ‚Risiken‘ des Zugangs zu Wissen

Papert sieht die Chancen der Medien und Technologien für den Zugang zu Information vor allem für Kinder und prognostiziert, dass das Lesen an Bedeutung gewinnt. Postman problematisiert, dass vor dem Zugang zu Wissen in Form von Bild und Ton die Lesekompetenz den Zugang zu Wissen gefiltert/beschränkt hat. Für Kinder ungeeignete Texte waren so geschrieben, dass sie ihnen mit ihren Lesekompetenzen noch nicht zugänglich sind. Während ungeeignete Inhalte durch die Aufbereitung von Information in Bild und Ton besser zugänglich sind.

34:00 Emerging books for children

Mehr und mehr Bücher wurden extra für Kinder geschrieben, im Gegensatz zu den Büchern, die Kinder vorher gelesen haben (obwohl diese für Erwachsene geschrieben waren). Im Umfeld der Erwachsenen hat das Display den Platz des Buches eingenommen. Unterschieden wird das unterschiedliche  Erleben von Lesen in Büchern – inneres Erleben – und dem Lesen am Display – dass nach Außen gerichtet ist. “the child and the book are still inseperable today”

40:40 Conclusion: Celebration of the Book’s material form 

Beschränkt auf Kinderliteratur und Kinderbücher boomt der Markt und er löst sich nicht vom Text in Buchform. ‚Kinder bleiben bei der Materialität von Büchern, Erwachsene hingegen sind den Bildschirmen ausgeliefert‘

42:04 Literatur von Norm Friesen    

Mehr zum Referenten: normfriesen.info

Hinweis

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Abstract zum englischsprachigen Vortrag von Prof. Dr. Norm Friesen (08.06.2021)

In an era of digitalization, the form of the book, the codex, remains a touchstone, if not an “objet de résistance” (e.g., Doueihi 2009). It is still the standard by which e-readers and “immersive” reading are evaluated; it provides for greater reader comprehension than its digital equivalents; and it opens up a tangible space of order and stability in an uncertain world. Nonetheless, scholars have for some time concluded that “the screen… [has] surreptitiously replaced the page, letters and reading” (Illich, 1993); they speak elegiacally of “a sense of an ending” (Eisenstein 2011), and characterize our current era as “the late age of print” (Bolter, 1991). Our current condition thus provides us with an opportunity to closely examine what the book actually is, what its meaning and cultures actually have been and what they could become. To take up this opportunity is to recognize that the book has for centuries if not millennia served as nothing less than the “concrete form” of “the Western episteme”—the conditions for the possibility of knowledge itself. The book’s physical nature, the habits and practices associated with its use and the way that these are acquired, in other words, have together constituted the paradigm for knowing, for knowledge and for learning. The significance of the gradual and ongoing dissolution of this paradigm for education, while not widely discussed, is enormous. This presentation examines some of the varying meanings of the book as a precondition for knowledge and considers what its gradual passing might mean specifically for the school.

The digital death drive in/of education and parenting – Probing the genealogy from (neuro)psychologisation to digitalisation

Englischsprachiger Vortrag von Dr. Jan De Vos (Cardiff University, Wales)

11. Mai 2021 von 17.30 Uhr bis 18.30 Uhr,  Zoom-Meeting

Der Vortrag ist unterteilt in folgende Abschnitte:
00:00 Einstieg

3 Impossible Fields und Digitalisierung: Pädagogik/Bildung, Psychologie und Politik

06:03 Digitalisierung und Pschologisierung „Psychologists are already in“

Psychologisierung als Eigenwahrnehmung aus psychologischer Perspektive, sie spielt auch in der Digitalisierung schon lange eine Rolle. Psychologische Theorien/Erkenntnisse werden mehr und mehr in die Erziehung eingebunden. Vorher war es spezifisches Wissen dieser Disziplin, dann fließen Erkenntnisse unmittelbarer in die Erziehung ein.

13:43 Neuroeducation

Empathie soll von Technologien vermittelt werden, auf neusten neuropsychologischen Erkenntnissen gestützt. Ausschlaggebend dafür ist die Ausbildung und das Wissen der Lehrenden, die Technologien/Apps nutzen. Algorithmen sammeln stetig weitere Daten; sie werden eingespeist. Ein Transfer der Psychologisierung weg von Menschen hinzu Digitalem.

18:20 Digitalisation of parenting and education

Den Eltern wird die Aufgabe abgenommen, sich über die Entwicklung ihres Kindes zu informieren, Reflexion sei nicht mehr nötig. Ihnen wird der Entwicklungsstand ihrer Babys/Kinder auf einem Tablett serviert. Dadurch verändert sich die Rolle von Eltern und Pädagog*innen, Aufgaben werden an Technologien outgesourced. De Vos unterscheidet die Kommunikation über Gefühle zwischen Menschen und die Zuschreibung von Gefühlen von Maschinen. Maschinen können auch ohne die Personen/Subjekte zu kennen, Gefühle auf gesammelten und aufeinander sich aufbauenden Daten zuschreiben.

33:18 Attention, presence and absence

Aufmerksamkeit als präsent sein und bleiben. Ablenkung oder abgelenkt sein kann nur noch schwer versteckt werden, wenn Technologien den Unterricht unterstützen oder leiten. Die Trennung von Umwelt, Privatem und Schule wird durch „the world of the screen“ aufgebrochen. Der Raum für das Subjekt verkleinert sich.

46:45 The screen of the future or the future of the screen?

Wird der Bildschirm als solcher abgelöst von neuen „virtual screens“ wie in Google Glasses?

51:48 Literatur von Jan de Vos
      

Mehr zum Referenten: janrdevos.weebly

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Abstract zum englischsprachigen Vortrag von Dr. Jan De Vos (11.05.2021)

Is digitalisation the end of education and parenting, and for that matter, of social work? Digital learning platforms track and trace pupils and tweak their learning process algorithmically. In the meantime, at the homes, smart Parenting devices put on lullabies when the baby cries. While, at night, digital camera surveillance in our institutions for youngsters allows for less social workers on the floor.

Instead of using (neuro)psychology to understand the effects of this digitalisation of (inter)subjectivity, we need to take a step back and inquire into how much (neuro)psychological theories and models are already put into these educational and parenting digital technologies (and for that matter, in digital technologies and things such as social media as such). For, is it not (neuro)psychology that informs the design of avatars and virtual environments, up and to the algorithms themselves?

Kulturtechnik der Verflachung und Digitalität

Vortrag von Prof. Dr. Sybille Krämer (FU Berlin / Leuphana Universität Lüneburg)

13. April 2021 von 17.30 Uhr bis 18.30 Uhr, Zoom-Meeting

Der Vortrag ist unterteilt in folgende Abschnitte:
00:00 Einstieg
 
02:16 Das „Digitale“ vor dem Computer

Sie spricht von Digitalität, die schon vor dem Computer begonnen hat. Als Beispiel nennt sie das Dezimalsystem und unsere Rechenlogik.

13:18 Verflachung als „in die Fläche gehen“

‚Verflachung‘ und ‚oberflächlich‘ als 2-dimensionale Darstellung auf einer Fläche gemeint. Zwischen Zeit (eine Dimension) und Raum (drei Dimensionen). Die „Zeit“ wird sichtbar gemacht durch eine Fläche.

22:59 Das Datenuniversum zugänglich machen (von Mensch zu Maschinen)

Eine Masse an Daten, die erst nur Menschen zugänglich war/ihnen zugänglich gemacht werden musste (Schrift oder Zeichen) und dann in die Form gebracht wird, sodass sie von Maschinen lesbar/zugänglich ist.

32:02 Computer als Oberflächentechnologie

Computer als Rechenmaschine, deren Rechnungen sich alle in tabellarischer Form darstellen lassen.

36:44 Maschinenlernen in 2 oder/und 3 Dimensionen

Zeit als dritte Dimension in der Praktik der Verflachung. Im Maschinenlernen wird sie zusätzlich verknüpft und mit anderen Daten gespeichert. Beispiel sind die Daten, die Suchmaschinen über Suchende speichern, dabei wird ein Zeitstempel als weitere Datenart gespeichert.

48:27 Literatur von Sybille Krämer
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Abstract zum Vortrag von Prof. Dr. Sybille Krämer

Die Verwandlung von Texten, Bildern und Tönen in maschinen-bearbeitbare Daten ist nicht nur ein Bruch mit der Print-Kultur, sondern setzt diese in wesentlichen Hinsichten fort. Das Alphabet oder unsere Zahlenschrift bilden Prototypen eines digitalen Systems. Es gibt somit eine ‚Digitalisierung vor dem Computer‘. Sie zehrt von der ‚Kultur-technik der Verflachung‘:  Wir leben in einer dreidimensionalen Welt, doch wir sind umgeben von beschrifteten und bebilderten Flächen, die mit dem Smartphone schon fast zum Körperfortsatz werden. Doch bereits die Künste, Wissenschaften, Technik und Architektur wären undenkbar ohne den Einsatz von Schriften, Diagrammen, Tabellen und Karten. Worin bestehen Kunstgriff und Kreativität jener kulturellen Praktiken, in denen Symbole auf zweidimensionalen Flächen ästhe-tisch, kognitiv oder problemlösend bearbeitet werden? Was sind deren Ambivalenzen und Schattenseiten? Der Vortrag versucht darauf Antworten zu geben.

Kolloquium 4.0

Ziel des Kolloquiums im Curriculumsprojekt 4.0 im BA Studiengang Kindheitspädagogik und Familienbildung ist die Gewinnung begriff-licher und theoretischer Grundlagen, um Digitalisierungsprozesse jenseits pragmatischer Umsetzungs- und Implementationsfragen auf der einen und reflexhafter Kritik auf der anderen Seite gemeinsam durchdenken, gestalten oder ggf. auch begründet abwenden zu können.
13. April 2021: KULTURTECHNIK DER VERFLACHUNG UND DIGITALITÄT, Prof. Dr. Sybille Krämer
11. Mai 2021: THE DIGITAL DEATH DRIVE IN/OF EDUCATION AND PARENTING – PROBING THE GENEALOGY FROM (NEURO)PSYCHOLOGISATION TO DIGITALISATION, Dr. Jan De Vos
08. Juni 2021: EDUCATION AND THE BOOK – PARADIGMS FOR KNOWLEDGE AT A TIME OF DIGITALISIERUNG, Prof. Dr. Norm Friesen
27. September 2021: PAGE VERSUS SCREEN: A PHENOMENOLOGY OF CONTEMPORARY READING, Prof. Dr. Norm Friesen
09. November 2021: DATENSCHUTZ UND BARRIEREFREIHEIT LASSEN WIR ERSTMAL WEG!? – HERAUSFORDERUNGEN AN DIGITALISIERTE BILDUNGSANGEBOTE IM DEMOKRATISCHEN RECHTSSTAAT, Prof. Dr. Isabel Zorn
11. Januar 2022: Doing Digitality – PRAKTIKEN IM SPANNUNGSFELD ZWISCHEN DIGITALITÄT UND DIGITALISIERUNG, Prof. Dr. Marc Weinhardt
03. MAI 2022: Digitale Transformation Der Sozialtheorie, Univ.-Prof. Dr. Dr. Steffen Roth 
31. MAI 2022: HOCHSCHULDIDAKTISCHE MEDIALITÄT: SOZIALE ARBEIT ÜBER LITERATUR VERSTEHEN?, Alexander Ristau
28. November 2022: Reasons and arguments to preserve some analogue practices in the University digital age, Bianca Thoilliez Ruano
05. Mai 2023: Die Bedeutung der eigenen Biografie für die professionelle Identität in der Kita tätiger Fachkräfte, Prof.in Dr. Antje Rothe
Hinweis 
Die Kolloquium 4.0 Vorträge wurden aufgezeichnet und können für die interne TH-Köln Nutzung über diesen Link auf der Ilias Plattform aufgerufen werden.